Kleines Jubiläum
Der 5. Odenwälder First Responder Tag am 21.11.2015 in der Stadthalle Buchen
Rund um die Uhr sind die First Responder, qualifizierte Ersthelfer, einsatzbereit, um in ihren Gemeinden die Zeit bis zum Eintreffen des professionellen Rettungsdienstes zu überbrücken und so teils unmittelbar lebensrettende Hilfe zu leisten. Für diese wichtigen Helfer organisierten die Leitenden Notärzte im Neckar-Odenwald-Kreis in Kooperation mit dem Förderverein Notfallseelsorge/Notfallnachsorge am 21.11.2015 zum fünften Mal den OFIRTA – Odenwälder First Responder Tag. Dank der Unterstützung mehrerer Sponsoren und vieler engagierter Mitwirkender war die Fortbildung für die in diesem Jahr annähernd 250 Teilnehmer kostenlos. Wichtige Zielsetzung der Veranstaltung ist es, durch gemeinsame Fortbildung verschiedener Fachdienste die Zusammenarbeit bei der Notfallversorgung immer weiter zu optimieren.
Eine besondere Würdigung erfuhr das ehrenamtliche Engagement der Helfer durch die Anwesenheit und die Grußworte von Beigeordnetem Thorsten Weber als Vertreter der gastgebenden Gemeinde sowie der Bundestagsabgeordneten Dr. Dorothee Schlegel. Sie betonten beide den unschätzbaren Wert der rund um die Uhr verfügbaren, gelebten Nachbarschaftshilfe, mit der die Einsatzkräfte bei zeitkritischen Notfällen zur Verfügung stehen. Mehrere Sponsoren hatten Preise gestiftet, sodass die drei Glücksfeen Pia, Anna und Lea Genzwürker dafür sorgten, dass sich 60 Teilnehmer über kleine und größere Geschenke freuen konnten.
Restlos begeistert von der zum wiederholten Male tollen Resonanz zeigte sich Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker, Sprecher der Gruppe Leitender Notärzte und „Cheforganisator“. Ein neuerlicher Teilnehmerrekord mit Teilnehmern auch aus Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland „sei eine unglaubliche Motivation“, diese Fortbildung in den nächsten Jahren anzubieten. Besonders würdigte er die Unterstützung verschiedener Sponsoren, ohne die es den OFIRTA nicht geben würde. Bereits zum fünften Mal sorgte die Küchenmannschaft des DRK Ortsvereins Hardheim für das leibliche Wohl der anwesenden Einsatzkräfte. „Ein weiteres Beispiel für tolles ehrenamtliches Engagement“, so Genzwürker.
Vor dem Hintergrund der gerade im Oktober aktualisierten internationalen Empfehlungen zur Reanimation drehte sich thematisch alles um die Wiederbelebung. Zum kleinen Jubiläum war es gelungen, einen ganz besonderen Referenten für den Auftaktvortrag nach Buchen zu holen: Prof. Dr. Sefrin, der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes setzte sich unter dem Titel „Laien und First Responder: es kommt auf die ersten Minuten an!" mit dem hohen Stellenwert von Breitenausbildung und organisierter Ersthilfe auseinander. Leider, so musste er feststellen, sei die Zahl der Fälle von Kreislaufstillstand, bei denen zufällig anwesende Notfallzeugen tatsächlich Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten, viel zu niedrig. Die in der Bevölkerung immer noch verbreiteten, aber unbegründeten Ängste, etwas falsch zu machen, gelte es abzubauen und die einfachen Techniken der Wiederbelebung zu vermitteln, damit mehr Menschen in Deutschland eine Chance erhalten, dem „plötzlichen Herztod“ zu entgehen. Bei der Vorstellung der neuen Empfehlungen zur Wiederbelebung betonte entsprechend auch Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker in seinem Vortrag, das es zwar wenige Änderungen gegeben habe, aber eben auch die aktuellen Leitlinien betonen, dass die Rolle der Notfallzeugen elementar sei: neben dem Notruf über die „112“ sollen sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Dabei sollen sie auch einen Defibrillator einsetzen, da damit Kammerflimmern so früh wie möglich beendet werden und damit die Überlebenschance deutlich erhöht werden kann – ein klarer Hinweis, dass die Aktivitäten der Kommunalen Gesundheitskonferenz, die zur Einführung zahlreicher AEDs im Neckar-Odenwald-Kreis führten und führen, sehr sinnvoll seien.
Dr. Ralf Schnelle aus Stuttgart stellte in gewohnt fundierter, praxisnaher Weise die Empfehlungen zur Wiederbelebung beim „Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen“ vor. Ergänzend zu den überlebenswichtigen Standardmaßnahmen gab er Tipps für das spezielle Vorgehen z.B. bei Ertrinkungs- und Stromunfällen, bei Unterkühlung oder allergischen Reaktionen als Auslöser für den Herzstillstand. Ein wichtiger Aspekt in den neuen internationalen Empfehlungen zur Reanimation ist die Unterstützung der Laienhelfer durch die Leitstelle. Der Kreislaufstillstand als Herausforderung für die Leitstelle war das Thema von Dr. Wolfgang Lenz aus dem Main-Kinzig-Kreis, der demonstrierte, wie die geforderte telefonische Anleitung zur Herzdruckmassage und Hinweise auf Defibrillatorstandorte praktisch umgesetzt werden können.
Dass der Wille des Patienten gerade auch im Rahmen von Wiederbelebungsmaßnahmen zu berücksichtigen ist, stellte Henning Waschitschek von der Notfallnachsorge im Neckar-Odenwald-Kreis dar. Schwierig sei es allerdings, diesen zu ermitteln, wenn keine entsprechenden Unterlagen vorliegen. Die Anwesenheit der Familie des Betroffenen bei einer Reanimation soll heutzutage durchaus ermöglicht werden – dies war früher absolut unüblich. Zum Abschluss der Tagung widmete sich Dr. Christian Gernoth von der Kinderanästhesie des Klinikums Kassel – ehemaliger Mitarbeiter der Neckar-Odenwald-Kliniken – den aktuellen Empfehlungen zur Wiederbelebung von Säuglingen und Kindern. Unter dem Titel „Kleine Patienten – große Probleme?“ ging er nicht nur auf die eigentlichen Maßnahmen, sondern auf den nachvollziehbare n Stress vieler Helfer bei kindlichen Notfällen ein. Gerade deshalb sei es wichtig, sich auf einige wenige lebensrettende Maßnahmen zu konzentrieren.
Ganz wichtiges Element der Veranstaltung war auch der Austausch der Teilnehmer untereinander. Im Rahmen einer kleinen Ausstellung unterstützender Firmen konnten zusätzliche Informationen eingeholt werden.
https://www.ofirta.com/rueckblicke/35-2015-neues-wissen-um-die-wiederbelebung-im-mittelpunkt.html#sigProId356e3be83c